Was bedeutet ein Wirtshaus? Und: Wie rettet man es?

Noch sind es 10 Tage bis zur Filmvorführung “Fanni – oder: Wie rettet man ein Wirtshaus“, das die QUH in dem zu rettenden Wirtshaus “Auf der Lüften” in Farchach veranstaltet (Mittwoch 5.11. / 19 Uhr 30 / Vereinsraum im “Auf der Lüften / Eintritt frei). Der Filmemacher Hubert Neufeld wird auf Einladung der QUH anwesend sein und nach dem Film gerne Fragen beantworten. Wir haben ihn im Vorfeld schon einmal ein paar stellen können können.

Der Fanni-Filmemacher Hubert Neufeld (Photo Andi Mair)

QUH: Hallo Hubert, was bedeutet für dich (oder ein Dorf) ein „Wirtshaus“?

Hubert Neufeld: Das Wirtshaus im Dorf muss heutzutage das Zentrum des sozialen und auch kulturellen Lebens sein – ein Ort, an dem sich Menschen ohne große Hürden verabreden und etwas stattfinden lassen können. Erst dadurch entsteht Kultur – wie auch immer sich diese äußert: Sprache, Musik, Kartenspielen, Filmabende u. v. m. In Großstädten gibt es andere Möglichkeiten; umso mehr muss das Bewusstsein auf den Dörfern für diese Relevanz wachsen.

QUH: Und genau deshalb ist es ja so wichtig geworden neue Wege zu finden, sie zu „retten“?
Hubert Neufeld: Retten macht auf jeden Fall mehr Spaß als neu machen. Im Idealfall wird’s natürlich erhalten, und man schafft es, die Dorfgemeinde emotional und idealistisch schon für das Projekt zu gewinnen, bevor der Bagger droht. Viele Menschen verstehen erst, was fehlt, wenn es weg ist – daher braucht es eine Handvoll Zugpferde, die dieses Bewusstsein schon vorher haben und dann die anderen mitziehen.
Ein Wirtshaus wird gerettet (Filmstill aus “Fanni” /  © HTN Films)
QUH: Du beschreibst die „Rettung“ in deier Heimatgemeinde Pischelsdorf. Funktoniert das Projekt da immer noch?

Hubert Neufeld: Das Projekt ist nun ins dritte Betriebsjahr gegangen. Die Stammtische und Events funktionieren, und aufgrund der begrenzten Kapazität der Freiwilligen können nicht alle Anfragen für private Feiern abgewickelt werden.
Die Fanni ist also quasi überbucht. Es zeigt sich: Der Bedarf für so einen Ort, an dem man sich gerne aufhält und der nicht nur eine „Location“, sondern auch ein Gefühl anbietet, war definitiv da.

QUH: Kann so etwas ein Vorbild für andere Gemeinden sei?

Hubert Neufeld: Definitiv – daher sollten sich eigentlich alle Bürgermeister und Gemeinderäte Bayerns diesen Film ansehen, um zu verstehen, was die Bürger bewegt und zusammenhält! Kommen die entsprechenden Personen auch nach Farchach?

QUH: Wir werden Sie alle persönlich einladen! Ansonsten: Danke für das Gespräch, Hubert, wir freuen uns auf den Filmabend in Farchach. Apropos: Warst du schon einmal in Farchach?

Hubert Neufeld: Ich war noch nie in Farchach und freue mich, den Ort ein bisschen kennenzulernen. Von München wäre es ja nicht so weit für weitere Ausflüge in Zukunft!

Prominenter Unterstützer: Gerhard Polt ließ es sich nicht nehmen, persönlich in dem Wirtshaus-Film aufzutreten ( © HTN Films)

QUH: “Was quhckst du?” –  Die Filmvorführung “Fanni oder “Wie rettet man ein Wirtshaus?” im ehemaligen (und hoffentlich auch zukünftigen) Gasthaus “Auf der Lüften” in Farchach (u.a, mit Gerhard Polt) findet in den Vereinsräumen im Keller statt. Der Eintritt ist FREI! Spenden erbeten. Der Filmemacher ist anwesend.

 

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Unter Dichtern

“Was gibt es Schöneres, als jemandem zu Weihnachten ein Buch zu schenken?” Mit diesen Worten verabschiedete der Dichter, Denker und Verleger Michael Krüger die Gäste seiner Lesung in der Oskar Maria Graf Buchhandlung, die bis auf den letzten Platz besetzt war.

Michael Krüger und Sabine Kaiser in der Oskar Maria Graf Buchhandlung

Michael Krüger setzte noch einen drauf: Nach seinem Band “Verabredung mit Dichtern”, der 2023, anlässlich seines 80. Geburtstags, erschien und in dem er von seinen Begegnungen mit Dichtern und Schriftstellern in seinem Leben erzählt, hat er nun “Unter Dichtern” veröffentlicht. In der Einleitung zu “Verabredung mit Dichtern” hieß es noch: “Es ist mir (…) volllkommen unmöglich, mein Leben als einen erzählbaren Ablauf zu sehen und darzustellen.” Eine Hilfestellung dabei hat er nun gefunden, indem er den Kapiteln des neuen Buchs als Überschrift die Namen der Straßen, zumeist in München, oder Orte – wie etwa Ambach – gab, in denen er gewohnt hat – und wo er häufig Autoren beherbergte. Und auch die Wohnungen hat er häufig gewechselt – er hat viel zu erzählen.

Die Oskar Maria Graf Buchhandlung von Sabine und Andreas Kaiser, die das literarische Leben in Berg mit regelmäßigen Lesungen, Herzblut und Esprit bereichert, war bis auf den letzten Platz besetzt. Amüsiert und konzentriert lauschten die Gäste den Geschichten über Krügers Begegnungen, etwa mit Danilo Kiš, der ihn immer mit “Michel! Deutschmark!” begrüßte und  dessen Texte Michael Krüger mit dem größten Lob bedachte, der Erzählung vom Bommerlunderkater des Hanser-Autors Günter Bruno Fuchs, der selig mit Michael Krüger im offenen Karmann Ghia und einer Kiste Bier zwischen den Beinen an den Tegernsee fuhr, oder vom “blinden Seher” Jorge Luis Borges und seiner Frau María Kodama. Nie sind diese Erzählungen lediglich auf eine Pointe aus, stets folgt auf das Anekdotische etwas über den Zusammenhang von Weltliteratur und Alltag: “Was macht der Dichter, wenn er nicht schreibt?”

Beide Dichter-Bücher und noch mehr von Michael Krüger sind in der Oskar Maria Graf Buchhandung vorrätig, genau wie die vielen anderen Bücher, die er zum Abschied noch empfahl.

Im Buch kommt Michael Krüger übrigens auf S. 543 in Allmannshausen an: “Die Jahre nach der Jahrtausendwende haben wir in einem Holzhaus über dem Starnberger See verbracht. Wir hatten das ramponierte, unter Brombeeren versteckte Gebäude, das allerhand Tieren als Unterschlupf diente, zufällig bei einem Spaziergang entdeckt, und irgendwann hat es uns der Besitzer, der in einem großen Steinhaus im Ort lebte, verkauft. Der Ort ist ideal zum Arbeiten. Es gibt keine Duchgangsstraße, kein Gasthaus, keinen Frisör und kein Feinkostgeschäft, nur an drei Tagen in der Woche macht Brigitte ihren Fischladen auf, der mittlerweile so berühmt ist, dass ihr die Menschen aus der Umgebung die Bude einrennen; und seit einigen Jahren gibt es die sehr gute Pension Sewald.”

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Fische am Bau

Am Schönsten wäre es ja (und lange Jahrzehnte sah es fast danach aus), wenn die Welt jeden Tag ein kleines wenig besser, vernünftiger oder zumindest schöner werden könnte. Irgendwann letzter Woche war dann Mal wieder so ein Tag. An der eigendlich hässlichen, neuen Beton-Stützmauer der Grafstraße, vor dem ehemalien Café Maurus verzieren nun 45 von Berger Bürgern finanzierte Keramikfische die Wand, die damit mit einem Schlag vom Schandfleck zu einem kleinen Schmuckstück der Gemeinde geworden ist. So schön sieht aus …

Heute ein Schmuckstück …

… was vorher ausssah wie das was es war: eine ganz normale allerhässlichste Funktions-Sichtbetonstützwand.

… zuvor ein Fanal der Hässlichkeit

Bürgermeister Rupert Steigenberger hatte persönlich diese schlicht geniale Idee, wie mit wenig Aufwand eine maximale Freude ins “Stadtbild” zu bekommen wäre. Anträge der Gemeinderatsfraktionen auf eine Steinwand hier im Herzen der Gemeinde hatten sich zuvor als zu teuer erwiesen. Aus dem Mangel entsteht oft die Idee: Die Fische wurden vom Bürgermeister höchstpersönlich bei einem Besuch in Coburg entdeckt, wo sie von der Keramikwerkstatt Dorrmann und Wassermann hergestellt werden. ( https://quh-berg.de/fische-zu-adoptieren/ ) Sagen wir es so: Wenn von Ruperts aktueller Amtszeit nichts bleibt – diese Wand wird bestehen!

Besonders schön ist in der Mitte der Wand die Dekonstruktion des Berger Wappens aus Welle, Fisch und Krone:

Das Berger Wappen in neuer Form

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25.10.: 10 Jahre SchmuckeWerkstatt

25.10.: 10 Jahre SchmuckeWerkstatt
10 Jahre wird sie schon alt, die SchmuckeWerkstatt von Alexandra Sichardt-Kohlpaintner, die sicherlich auch durch ihr sonstiges Engagement in Berg wohlbekannt sein dürfte. Am kommenden Samstag, den 25.10., wird gefeiert! Alexandra Sichardt-Kohlpaintner und ihre SchmuckeWerkstatt QUH: Liebe Alex, deine SchmuckeWerkstatt wird 10 Jahre alt – herzlichen Glückwunsch! Erzähl doch mal, weiterlesen...

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RIP Klaus Doldinger

RIP Klaus Doldinger
Er ist der Komponist der heimlichen deutschen Nationalhymne, und bis heute enthält sie einen Fehler: die Tatort-Melodie. Wie gestern bekannt wurde, ist der 89-jährige Jazz-Musiker Klaus Doldinger, der nicht nur Filmkomponist (“Das Boot”, “Die Unendliche Geschichte”), sondern eigentlich ein fulminanter Fusion-Jazz-Musiker war, mit 89 Jahren, am 16.10.25 nebenan in Irschenhausen, weiterlesen...

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